Leitfaden für einen rassismuskritischen Sprachgebrauch

Auf 64 Seiten beleuchtet diese aktualisierte Handreichung die Berichterstattung über unterschiedliche Personengruppen, zeigt die Auswirkungen rassistischer Berichterstattung auf und gibt praxisnahe Tipps, wie versehentliche Diskriminierungen vermieden werden können. Sie zeigt auch, wie die vorherrschenden Bilder über Schwarze Menschen, Sinti_zze und Rom_nja sowie muslimische Menschen entstanden sind.

Dieser Leitfaden hilft interessierten Journalist_innen dabei, diskriminierende Berichterstattungen und die Reproduktion rassistischer Bilder zu vermeiden. Zusätzlich regt er zur Reflexion der eigenen Veränderungsmöglichkeiten, aber auch Grenzen an. Er unterstützt, eine eigene Haltung zu entwickeln, die sich in der Sprache wiederfindet. Dafür wird – nach einem Vorwort von Ferda Ataman von den Neuen Deutschen Medienmacher*innen und einer allgemeinen Einführung durch Dr. Sabine Schiffer – die Berichterstattung über verschiedene Personengruppen analysiert und Problematiken sowie Alternativen aufgezeigt. In einem historischen Abriss, der jeweils unter den Haupttexten abgedruckt ist, wird gezeigt, wie die Bilder über die Gruppen entstanden sind und welche Funktionen sie in der Geschichte erfüll(t)en. Wir empfehlen zum besseren Verständnis, diese Texte zuerst zu lesen. Wir haben uns in dieser Auflage darüber hinaus entschieden, auch antiasiatischen Rassismus aufzugreifen, da dieser gerade in Deutschland bisher kaum wissenschaftlich erforscht oder kulturkritisch aufgearbeitet worden ist. Kien Nghi Ha bietet in seinem Beitrag einen gesellschafts- und medienkritischen Blick in die westliche Geschichte anti-asiatischer Berichterstattung, um diese Lücke etwas zu schließen. Am Ende des Leitfadens analysieren Stoop et al. die Medienberichterstattung zum Bombenanschlag des sog. „Nationalsozialistischen Untergrunds“ in der Kölner Keupstraße im Jahr 2004 und 2011 und zeigen auf, wie die Medien dazu beitrugen, dass sich viele mit den Opfern entsolidarisierten. Die Beiträge machen deutlich, welche weitreichenden Folgen rassistische Berichterstattung hat und welche Verantwortung Medienschaffende aus diesem Grunde haben. Für das schnelle Nachschlagen wird dem Leitfaden ein kleines Glossar hinzugefügt, das jedoch nicht die Auseinandersetzung mit der eigenen Sprache ersetzen kann. Eigene Bilder zu hinterfragen, sich mit Rassismus auseinanderzusetzen und eine eigene klare Haltung zu entwickeln, bedeutet Arbeit, der innere Widerstände häufig unvermeidlich macht. Wir laden Sie jedoch ein, diesen Prozess als spannende Chance zu sehen, kreative Lösungen zu finden und Einflussmöglichkeiten zu finden, die unser Zusammenleben verletzungsärmer und am Ende des Tages fröhlicher und unbeschwerter werden lässt. Viel Freude bei der Lektüre und viele Anregungen für zukünftige Diskussionen!

Die Veröffentlichung der Broschüre wurde durch finanzielle Mittel der Stadt Köln, des Landes NRW, der Amadeu Antonio Stiftung sowie des Vereins Öffentlichkeit gegen Gewalt e.V. ermöglicht.

Der Leitfaden kann hier als PDF-Version heruntergeladen werden oder unter publikationen@oegg.de gegen Porto oder eine freiwillige Spende bestellt werden. Dem Leitfaden ist ein Glossar beigelegt, welches diskriminierende Begrifflichkeiten benennt und mögliche Alternativlösungen anbietet.

 

Kommentare und Reaktionen zur ersten Auflage:

„Der eine oder andere Leser wird sich bei den Beispielen ertappen, sie nicht gleich beim ersten Lesen zu verstehen. Bester Beleg dafür, wie tief sich bestimmte Vorstellungen in unsere Gehirne eingebrannt haben. Und wie schwer es ist, sich davon zu lösen. Dazu kann die Lektüre der Broschüre eine gute, erste Hilfe sein.“

(Kommentar auf www.opernnetz.de)

Dieser Leitfaden ist guter Lesestoff.(…) Für diejenigen, die ihre Wortwahl mit Bedacht treffen, erläutert der vom AntiDiskriminierungsBüro (ADB) Köln und Öffentlichkeit gegen Gewalt e.V. herausgegebene Leitfaden anhand einzelner Kulturen verschiedene Unworte im Deutschen. Deren Präsenz im alltäglichen Sprachgebrauch, in vergangener wie auch heutiger Zeit, ist zu kritisieren.“

(Lesetipp von Thomas Trams auf www.interkultkom.wordpress.com)

Wirft man (…) einen Blick in die Medien, unabhängig von deren politischer Ausrichtung, dann merkt man schnell, dass immer noch viele Begriffe gedankenlos eingesetzt werden. Umso wichtiger sind Broschüren wie die nun erschienene Handreichung, um weiter Bewusstsein zu schaffen und zu sensibilisieren. Dabei ist der Leitfaden in seiner Gesamtheit keine leichte Lektüre – aber das ist das Hinterfragen eigener Klischees und eingefahrener Bilder selten. Es bleibt zu hoffen, dass möglichst viele Journalistinnen und Journalisten sich dennoch die Mühe machen, die Broschüre zu lesen und bei ihrer täglichen Arbeit im Hinterkopf zu behalten – passend zum Motto der Handreichung „Sprache schafft Wirklichkeit“.“

(Alice Lanzke: „Das konnte ich doch nicht wissen!“ auf www.netz-gegen-nazis.de)

Radiokommentar im Interkulturellen Magazin des BR (www.br.de/radio/b5-aktuell/programmkalender/sendung655708.html)

Die ausführliche Rezension „Sp_ache schaff_ Wi_klichkei_“ von Peter Bach kann hier heruntergeladen werden:

Download-PDF-Datei.

 

Leser_innenreaktionen auf die erste Auflage per Mail:

Meinen herzlichen Glückwunsch zu diesem Werk! Ich lese es gerade am PC und bin begeistert. Es war mehr als nötig, dass ein solcher Leitfaden erstellt wurde.“

Rassismusvorwürfe gegen mich hätte ich empört zurückgewiesen und das, was man in der benutzten Sprache gerne als „PC“ darstellt, fand ich immer stark übertrieben: die Benutzung diskriminierender/rassistischer Begriffe erschien mir immer zweitrangig. Wichtig ist eigentlich die Einstellung… Ihrem Leitfaden ist es gelungen, mich da eines Besseren zu belehren. Er ist sehr schlüssig geschrieben und hat einen Ton getroffen, der weder belehrend wirkt noch stumpf vorwurfsvoll, sondern tatsächlich nachvollziehbar erklärt und aufklärt – ein Text, der tatsächlich zum Nachdenken und zur Selbstreflexion anregt. Schönen Dank dafür! Eine Anregung: diesen Leitfaden nur an Journalisten zu adressieren, greift meines Erachtens zu kurz. Er ist es Wert von jedermensch gelesen zu werden.“