Offener Brief an die Öffentlichkeit und an die zuständigen Stellen über die Zustände in der Geflüchtetenunterkunft Westerwaldstraße (Humboldt-Gremberg)
Wir, Flüchtlinge aus der Turnhalle in der Westerwaldstr. 92a in Köln Humboldt-Gremberg, richten diesen offenen Brief an die Öffentlichkeit und die zuständigen Stellen, um auf die absolut inakzeptablen Bedingungen, unter denen wir hier leben müssen, aufmerksam zu machen. Wir fordern hiermit eine sofortige Veränderung dieser Bedingungen. Wir können so nicht mehr weiter leben! Für uns ist diese Turnhalle, die seit Dezember als Massenunterkunft für Flüchtlinge dient, keine Notunterkunft. Sie ist ein Gefängnis.
Wir sind Familien aus verschiedenen Nationen. Unter uns sind schwangere Frauen, Kinder und Neugeborene. Wir sind hier zusammen gepfercht mit hunderten Menschen in einem einzigen Raum ohne Abtrennungen und Privatsphäre. Es ist dreckig und es gibt kaum sanitäre Einrichtungen. Wir hungern und werden mangelernährt. Uns werden dringend notwendige Operationen und medizinische Versorgungen verweigert. Und als wäre das alles nicht genug, sind die „Securities“ in dieser Turnhalle Schwarzarbeiter, die sich uns gegenüber als Mafianetzwerk bezeichnen. Wir haben uns immer wieder bei dem Management der Unterkunft über diese Zustände beschwert, ohne dass sich irgendetwas verändert hat. Stattdessen wird uns sogar verboten, die Stadt zu verlassen und unser Besuch wird eingeschränkt. Niemand von uns hat bisher einen Termin zu einer Erstanhörung bekommen. Wir sind hier verlassen und eingesperrt und haben keine Perspektive auf ein Ende dieser Situation.
Wir haben alle unter den Kriegen wie in Syrien und Afghanistan gelitten und haben den Terror dort erlebt. Die meisten von uns haben vor ihrer Flucht Folter erlebt und haben noch nicht verheilte Wunden davon. Als wir hier her gekommen sind waren wir geschockt, unter welchen grauenvollen Bedingungen wir hier leben müssen. Wir können arbeiten, wir können studieren, wir wollen uns ein Leben aufbauen!
Manche von uns weinen jeden Tag. Manche sagen, sie würden lieber in Syrien sterben, als unter solchen Bedingungen. Manche von uns würden am liebsten ihrem Leben ein Ende setzen.
Wir wollen endlich in Frieden leben, arbeiten, zur Schule und Universität gehen und uns wieder ein Leben aufbauen! Wir fordern, dass wir endlich unser Recht bekommen, in Deutschland zu bleiben!
Wir fordern dezentrale Unterbringung in Wohnungen! Wir fordern, dass diese „Unterkunft“ geschlossen wird, sodass hier nie wieder jemand eingesperrt sein muss! Wir fordern unser Recht auf medizinische Versorgung!
Wir fordern unser Recht, Köln zu verlassen und Besuch zu empfangen!
Wir fordern, dass die in der Westerwaldstr. 92a „arbeitenden“ Mafiastrukturen sowie die verantwortlichen Personen inklusive der Leitung der Security und dem Management sofort aus der Turnhalle entfernt werden!